19. Januar 2010 : Wir sind in unserer Stadt angekommen
29.Juli 2010 : Urkunden für Reservisten
9. September 2010 : 223 Spender beim Roten Kreuz
15. September 2010 : Ein Platz zum Trauern in Cheb
15.November 2010 : Opfern ein Gesicht geben
NEUJAHRSEMPFANG
Idsteiner Reservistenkameradschaft fühlt sich integriert
"25
Jahre Reservistenkameradschaft Idstein konnten wir 2009 feiern, und ich sehe:
Wir sind in Idstein angekommen, wir sind akzeptiert, wir gehören dazu", so
begrüßte der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Idstein Sven Abschinski die zahlreichen Gäste beim Neujahrsempfang der
Reservistenkameradschaft (RK).
Dass
die Reservisten dazu gehören, zeigte auch die Anwesenheit der politischen
Prominenz. Sowohl die Erste Kreisbeigeordnete Jutta Nothacker (CDU) als auch
der Idsteiner Bürgermeister Gerhard Krum (SPD) ließen
es sich nicht nehmen, persönlich Grüße und Wünsche für 2010 zu überbringen.
"Wir
werden akzeptiert, weil wir uns integrieren, uns in das öffentliche Leben
einbinden - sei es beim Volkstrauertag, sei es beim Fest der Vereine oder durch
die Pflege der Idsteiner Kriegsgräberstätte", so Sven Abschinski
weiter. Was ihm aber in unserer Gesellschaft fehle, sei die Unterstützung der
Bundeswehrsoldaten im Einsatz.
"Keiner
der Soldaten und Soldatinnen wollte in den Einsatz, sie sind dort, weil sie von
ihrem Dienstherren geschickt wurden. Man kann zu dieser politischen
Entscheidung stehen wie man will. Man muss aber zwischen der Unterstützung der
politischen Entscheidung für solche Einsätze und der Unterstützung unserer
Soldaten unterscheiden."
Er
wünsche sich daher nicht nur Unterstützung für die Reservisten, sondern eine
breitere Unterstützung der Soldaten, die im Ausland ihren Dienst tun und ihr
Leben riskieren, weil es politisch so entschieden wurde.
Nach
diesem Ausflug in die große Politik, der bei einem solchen Anlass auch ihren
Platz finden muss, blickte Abschinski auf das Jahr
2010. Man werde sich nicht auf dem Lorbeeren eines
gelungenen Jubiläumsjahres ausruhen, sondern habe schon die Aktionen des neuen
Jahres fest im Blick.
So
sei natürlich wieder eine Teilnahme am Fest der Vereine - diesmal mit
Unterstützung der Kreisgruppe der Reservisten - eingeplant, ebenso die
Mitwirkung an der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag. Außerdem stünden zwei
Ausflüge auf dem Programm der Reservisten.
"Zum
einen werden wir eine Fahrt zur Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes in Eger in Tschechien anbieten, zum anderen steht eine
militärhistorische Exkursion zum Oder-Warthe-Bogen - dem so genannten Ostwall -
im heutigen Polen an." Sollten noch Plätze frei sein, steht die Teilnahme
auch Nicht-Mitgliedern offen.
Sowohl
die Erste Kreisbeigeordnete Jutta Nothacker als auch Bürgermeister Gerhard Krum dankten den Idsteiner Reservisten für ihr Engagement
in Idstein und auch über die Grenzen Idsteins hinaus - schließlich umfasst das
Zuständigkeitsgebiet der Idsteiner auch Hünstetten, Niedernhausen und
Taunusstein. So könnten die Idsteiner stets auf die Unterstützung durch Kreis
und Stadt bauen.
Abschließend
überbrachte auch Markus Dillmann, Vorsitzender der Kreisgruppe
Rheingau-Hessen-Nassau und stellvertretender Landesvorsitzender, die Grüße des
Verbandes. "Idstein ist eine feste Größe, auf die wir immer bauen können.
Sie können stolz darauf sein, diese Reservistenkameradschaft in Ihrem Kreis und
Ihrer Stadt so haben", sagte Dillmann. Nach dem offiziellen Teil war noch
Zeit für vielfache Gespräche, was von den Gästen aus Politik, befreundeten
Reservistenkameradschaften und dem Idsteiner Technischen Hilfswerk (THW) auch
ausgiebig genutzt wurde.
Beim
Sommerfest der Reservistenkameradschaft Idstein auf dem Görsrother
Grillplatz hatte der Vorsitzende Unteroffizier der Reserve Sven Abschinski und sein Stellvertreter Obergefreiter d.R. Andreas Heidler alle Hände
voll zu tun. Zum einen durften sie zwei Mitglieder für Ihre langjährige
Mitgliedschaft mit einer Urkunde des Reservistenverbandes ehren –
Stabsunteroffizier d.R. Christoph Striedter
für seine zehnjährige Mitgliedschaft und Fahnenjunker d.R.
Robert Duy für seine 20-jährige Mitgliedschaft im
Reservistenverband. Hinzu kamen noch Gratulationen für zwei Kameraden, die im
Frühjahr vom Landeskommando Hessen befördert wurden: Klaus Bücher zum
Oberstabsfeldwebel d.R. und Jörg Fried zum Major der Reserve.
223 Blutspender kamen am Dienstag dem Aufruf des
Deutschen Roten Kreuzes Idstein zur Blutspende nach, darunter 21 Erstspender.
Wie DRK-Vorsitzender Thomas Zarda
mitteilt, liegt damit die regelmäßige Zahl der Blutspender immer deutlich über
200. „Das ist ein erfreulich hoher und vor allem konstanter Wert, über den wir
uns sehr freuen“, meint Zarda.
Traditionell wird das Rot-Kreuz-Team beim
September-Blutspendetermin von der Idsteiner Reservistenkameradschaft
unterstützt, diesmal von Eva und Sven Abschinski und
von Erhard Ambrosius, die tatkräftig Kaffee kochten, Stullen schmierten und
Würstchen servierten. Stabsunteroffizier der Reserve Ambrosius ließ es sich
dabei nicht nehmen, sich noch kurz vor Toresschluss als vorletzter Spender
selbst auf die Pritsche zu legen und Blut zu spenden, immerhin seine 90.
Spende. „Ich war die laufende Nummer 222 - wenn das keine Schnapszahl ist“,
witzelte der Reservist und bekam trotzdem, wie die anderen Spender auch, nur
Kaffee und Cola.
Wie üblich konnte das Rote Kreuz auch wieder eine
Reihe von Vielfachspendern ehren, an der Spitze Günther Röller und Reinhold Schauß mit je 75 und Hannelore Rummler
mit 50 Spenden. Wie Thomas Zarda ankündigte, findet
die nächste reguläre Blutspende am 1. Februar statt. Außerdem werde am 22.
November wieder mit und in der Hochschule Fresenius eine zusätzliche
„Studentenblutspende“ angeboten, zu der auch Nichtstudierende gerne kommen
können.
Am 11. September nahmen sieben Mitglieder der
Reservistenkameradschaft Idstein an der Einweihung der deutschen
Kriegsgräberstätte in Cheb (Eger)
teil. Fast 3000 Gäste aus ganz Deutschland waren der Einladung des Volksbundes
deutsche Kriegsgräberfürsorge gefolgt.
Für den Volksbund war es wohl die letzte große
Einweihung eines neuen Friedhofes in Westeuropa. Derzeit konzentriert sich
dessen Arbeit vor allem auf die Bergung Gefallener in der ehemaligen
Sowjetunion.
Auf dem Friedhof, der sich direkt an den Zivilfriedhof
anschließt, liegen derzeit knapp 5600 Tote, bis zu 7700 sollen
hier einmal ihre letzte Ruhestätte finden.
Bewegt wurden die Besucher der Veranstaltung, so teilt
es die Reservistenkameradschaft mit, besonders durch die Ansprache des
berühmten tschechischen Buch- und Zeitschriftenverlegers Thomas Kosta, der in den Konzentrationslagern der
Nationalsozialisten seine Familie verloren hat: „Ich habe meine Familie in den
Konzentrationslagern verloren. Ihre Asche wurde in alle Winde zerstreut. Daher
ist es mir ein großes Anliegen, dass die Familien der hier bestatteten deutschen
Soldaten und Kriegsopfer einen Platz zum Trauern finden. Ich verneige mich in
Trauer vor den Toten.“
Neben deutschen Soldaten fanden auch zivile Opfer von
Krieg, Vertreibung und Internierungslagern hier ihre letzte Ruhe.
VOLKSTRAUERTAG
Zentrale Feier vor dem Rathaus
Getrud Elsenmüller
ist sechs Jahre alt. Die junge Idsteinerin ist am 24. Juli 1944 mit ihrer Mutter
am Wiesbadener Hauptbahnhof unterwegs, als die Bomben fallen. Sie stirbt in den
Armen ihrer ebenfalls verletzten Mutter, ein kleiner Bombensplitter hat ihre
Halsschlagader verletzt. Keine fünf Monate vorher war ihr Vater in Russland
gefallen.
Als „das
unschuldigste Opfer auf dem Kriegsgräberfriedhof“ hat Jörg Fried von der
Idsteiner Reservistenkameradschaft die kleine Gertrud bezeichnet, als er
gestern am Volkstrauertag, der in einer zentralen Gedenkfeier vor dem Rathaus
begangen wurde, den Versuch unternahm, den Toten ein Gesicht zu geben. Die
Reservisten pflegen seit über zehn Jahren das Gräberfeld, auf dem 250
Kriegstote liegen: Deutsche, Russen und Ungarn, Soldaten, Kriegsgefangene und
zivile Opfer. Von 235 kennt man die Namen. Fried versucht seit zwei Jahren die
Schicksale der Toten zu ergründen, hat Kontakte zu Verwandten geknüpft und
erfahren: „Der Schmerz ist noch lange nicht überwunden.“ Phillip Bailer stirbt mit 24 Jahren am 6. Juni 1945 im Idsteiner
Lazarett. Zuvor war er in amerikanischer Gefangenschaft, im „Feld des Jammers“
an den Rheinwiesen bei Bretzenheim. Man hat ihn,
total schwach und abgemagert, nach Idstein gebracht. Sein jüngster Bruder Eugen
hat Jörg Fried geschrieben: „Der Verlust von drei Brüdern in diesem sinnlosen
Krieg ist mir erst später bewusst geworden. Heute bin ich absoluter
Kriegsgegner.“ Mit 15 Jahren ist Fritz Pip am 21.
Juni 1945 ebenfalls im Idsteiner Lazarett gestorben. Der Hitler-Junge aus St. Vith, war zuvor im gleichen Gefangenenlager wie Bailer, verhungerte dort fast. Beim Nachlass, der später
der Familie übergeben wurde, befinden sich ein Adressbuch und einige Kekse, die
er sich vom Mund abgespart hatte. Sie sollten für seine jüngste Schwester, die
fünfjährige Resi, sein. Noch Jahre bewahrte Resi das Ledermäppchen mit diesen
Keksen auf.
Getrud, Phillip und Fritz … drei von
250 Toten in Idstein, drei von sieben Millionen deutschen Kriegstoten im
Zweiten Weltkrieg, drei von rund 50 Millionen Weltkriegstoten weltweit, drei
von geschätzt 185 Millionen Kriegstoten der Konflikte in den vergangenen
Jahren.
Vor
dem Hintergrund dieser Zahlen macht auch Bürgermeister Gerhard Krum deutlich, dass es beim Volkstrauertag nicht nur um die
gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges gehe. „Der Tag gehört allen Opfern
der Gewalt und mahnt uns, Frieden zu erhalten und die Verantwortung dafür zu
übernehmen.“ Um möglichst viele Menschen zu erreichen, habe man die zentrale
Gedenkfeier bewusst vom Friedhof auf den König-Adolf-Platz gelegt, wo gestern
bei schönem Wetter auch zahlreiche Passanten unterwegs waren.
„Mama,
was ist hier los?“, fragt ein kleines Mädchen, das mit seiner Mutter Richtung
Eisdiele geht. Sie ist vielleicht so alt wie die kleine Gertrud damals.