11.
Juni 2009 : Reservisten in der Festung
16. Juni
2009 : Wir werden akzeptiert
30.
Juni 2009 : Wichtiges Bindeglied zur Bevölkerung
30.
September 2009 : In Gedenken an Opa Herbert
Auch
strömender Regen konnte die Idsteiner Reservisten nicht davon abhalten, ihren
lange geplanten Ausflug zur Festung Rüsselsheim zu unternehmen.
Die
Bedeutung der Festung ist nicht zu unterschätzen. Ursprünglich von den Grafen
von Katzenelnbogen erbaut und 1399 erstmals urkundlich erwähnt, diente die
Anlage zur Sicherung der gräflichen Besitztümer am Main. Im 16. Jahrhundert
stieg sie zu einer von vier hessischen Landesfestungen auf und hatte besonders
während des Schmalkaldischen Krieges Bedeutung.
Nach
der Niederlage der Protestanten wurde die Festung dann zwar teilweise
geschleift, aber schon 1560 wieder aufgebaut. Während des Dreißigjährigen
Krieges blieb die Rüsselsheimer Festung unbeschadet. Obwohl die schwedischen Truppen
Gustav Adolfs das Dörfchen Rüsselsheim immer wieder überfielen und
ausplünderten, hielten sie sich von der Festung fern - was vermutlich daran
lag, dass sie damals bereits dem als neutral geltenden Landgraf Georg von
Hessen-Darmstadt gehörte.
In der
Folgezeit erlebte die Feste am Main nicht nur die Sprengung durch französische
Truppen im Jahr 1689, sondern auch eine wechselhafte Nutzung als Invalidenheim,
Lazarett, Magazin, Champignonzuchtbetrieb und Jugendherberge. Den Abschluss der
Führung bildete ein Besuch des Festungsmuseums mit interessanten
Ausstellungsstücken.
"Wir
werden akzeptiert"
JUBILÄUM
Idsteiner Reservistenkameradschaft feiert 25. Geburtstag mit großem Fest
Seit
nunmehr 25 Jahren besteht die Reservistenkameradschaft (RK) Idstein.
Organisiert im Verband der Reservisten der deutschen Bundeswehr (VdRBw) ist die
Kameradschaft zuständig für die Städte Idstein und Taunusstein sowie die
Gemeinden Hünstetten und Niedernhausen.
"Im
Zuge des Idsteiner Landes wäre es natürlich schön, wenn auch Waldems zu unserem
Einzugsbereich gehören würde - da müssen wir aber noch weiter mit dem Verband
verhandeln" , so Sven Abschinski, der Vorsitzende der RK Idstein.
In
den vergangenen Jahren ist die RK zum festen Bestandteil des öffentlichen
Lebens in Idstein geworden - sei es durch die Pflege des hiesigen
Kriegsgräberfriedhofes, die Teilnahmen an den Veranstaltungen zum
Volkstrauertag, die Sammlungen für den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge
oder die Teilnahme an den vielen Aktionen anderer Organisationen wie Fest der
Vereine, Stadtkirchentag oder dem Blutspenden des DRK Idsteins, um nur einige
zu nennen. "Wir können voll Freude sagen: Wir gehören dazu! Wir werden
wahrgenommen, akzeptiert und eingebunden in das Idsteiner Leben", so
Abschinski weiter. "Da ist es ganz klar, dass wir auch alle Idsteiner zu
unserem Jubiläumswochenende, das vom 26. bis 28. Juni ansteht, einladen
wollen." Beginnen wird das Festwochenende mit einem Vortrag am Freitag
Abend ab 19.30 Uhr im Clubraum der Stadthalle zum Thema
"Zivil-militärische Zusammenarbeit" sowie einem Rückblick auf die
vergangenen 25 Jahre. "Ein Vortrag, der sicher nicht nur die
Hilfsorganisationen im Idsteiner Land interessieren dürfte", erläutert der
Vorsitzende der RK. Der Höhepunkt folgt am Samstag mit einem großen Festtag im
Steinbruch in Görsroth.
Während
sich ab 12 Uhr verschiedene Gruppen vom Steinbruch aus auf den Weg machen, um
beim König-Adolf-Marsch - einem Marsch mit Stationen - um den Pokal und Preise
zu kämpfen, ist die Bevölkerung zum Mitfeiern in den Steinbruch eingeladen.
An
dem Marsch nehmen übrigens nicht nur militärische Gruppen teil, sondern auch
zivile wie von der Jugendfeuerwehr Görsroth. Nachmeldungen für interessierte
Gruppen (3 bis 4 Personen) sind noch unter 0 61 26/9 24 41 bei Sven Abschinski
möglich. "Wir freuen uns auf viele Besucher aus der Bevölkerung!",
sagt Abschinski und weist darauf hin, dass der Steinbruch ausgeschildert sein
wird, Parkplätze seien zu genüge vorhanden.
Ab 12
Uhr gibt es Erbsensuppe mit Wurst aus der Gulaschkanone, nachmittags wartet ein
großen Kuchenbuffet und abends wird nach der Preisverleihung für die
siegreichen Mannschaften zünftig gegrillt und bei Livemusik der bekannten
Hünstetter Band "LH special" gefeiert. Alle Speisen und Getränke gibt
es zu volkstümlichen Preisen.
Den
Abschluss bildet am Sonntag um 14.30 Uhr eine Feierstunde mit Kranzniederlegung
auf dem Kriegsgräberfeld des Idsteiner Friedhofs und anschließender
Friedhofsbegehung. Dabei wird über die Geschichte und die Toten des
Kriegsgräberfeldes, welches die Reservisten nun seit zehn Jahren pflegen,
interessantes zu erfahren sein. Auch hierzu sind Gäste willkommen.
Wichtiges
Bindeglied zur Bevölkerung
JUBILÄUM
Idsteiner Reservisten feiern die Vereinsgründung vor 25 Jahren
Die
Feier zur Gründung der Reservistenkameradschaft vor 25 Jahren begann am
Freitagabend bei einer akademischen Feier mit Sektempfang und Festvortrag im
Clubraum der Stadthalle. Vorsitzender Sven Abschinski freute sich besonders,
unter den Gästen die beiden Landtagsabgeordneten Peter Beuth (CDU) und Marius
Weiss (SPD) begrüßen zu dürfen. Beide betonten in ihren Grußworten zum Jubiläum
die Bedeutung der Reservisten und der Reservistenkameradschaft Idstein für das
öffentliche Leben.
So
fungiere die Reservistenkameradschaft in der heutigen Zeit, da
Bundeswehrstandorte aufgelöst oder zusammengelegt würden, vermehrt als
Bindeglied zwischen Bundeswehr und Bevölkerung. Weiterhin lobten sie das hohe
Engagement der Idsteiner Reservisten in der Gesellschaft - sei es durch die
Pflege des Idsteiner Soldatenfriedhofes oder die Teilnahme an den vielfältigen
Aktionen in Idstein.
Ralf
Menke, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Rheingau-Hessen-Nassau,
referierte über die Struktur und Bedeutung der zivil-militärischen
Zusammenarbeit - etwas, das die Idsteiner durch ihre guten Kontakte zum
Technischen Hilfswerk, dem DRK Idstein oder verschiedenen Feuerwehren im
Idsteiner Land schon lange praktizieren. Höhepunkt des Jubiläums war der große
Festtag am Samstag im Görsrother Steinbruch. Der eigens für dieses Jubiläum ins
Leben gerufene "König-Adolf-Marsch" - ein Marsch mit verschiedenen
Stationen, an denen die aus bis zu fünf Teilnehmer bestehenden Gruppen verschiedene
Aufgaben absolvieren mussten, bildete dabei den Auftakt. Insgesamt fünf
Mannschaften - darunter auch eine Gruppe der Jugendfeuerwehr Görsroth - machten
sich ab 12 Uhr - nach einer kräftigen Stärkung mit Erbsensuppe aus der
Feldküche der Feuerwehr Bechtheim - auf den rund acht Kilometer langen Rundweg
mit sieben Stationen. Auch bei den Stationen wurden die Reservisten
unterstützt: Das DRK Idstein betreute die Station "Sanitätswesen", an
der die Teilnehmer ihr Wissen in Erster Hilfe beweisen mussten, und das THW
Idstein hatte einen Seilsteg aufgebaut.
Nach
der Siegerehrung der Gruppen und der Übergabe der Pokale und Preise - Sieger
des Marsches war die Gruppe "Tor zur Pfalz" aus Mörsfeld - durfte
Sven Abschinski noch Oberfeldarzt der Reserve Reinhold Striedter für seine
langjährige Mitgliedschaft im Verband auszeichnen. Zwischenzeitlich hatte sich
der Steinbruch schon mit vielen Gästen auch aus der Bevölkerung gefüllt, als
gegen 20 Uhr die Band "LH Special" die musikalische Gestaltung
übernahm. Bis zum frühen Morgen sorgte die Band für Stimmung.
Etwas
ruhiger ging es am Sonntag zu. Neben Kameraden der Reservistenkameradschaft
hatte sich auch Bürgermeister Gerhard Krum auf dem Kriegsgräberfeld des
Friedhofes eingefunden, um in einer Feierstunde den Opfern von Krieg und
Gewaltherrschaft zu gedenken. Krum dankte den Reservisten für ihr Engagement
zur Pfleger der Kriegsgräber - nicht nur in Idstein, sondern auch bei ihren
bundesweiten Einsätzen. Den Abschluss bildete eine Führung über das Gräberfeld,
bei der Jörg Fried von den Reservisten die Friedhofsgeschichte erläuterte.
In
Gedenken an Opa Herbert
KRIEGSGRÄBER
Opfer sind nicht vergessen / Recherchen der Reservistenkameradschaft Idstein
Für die Idsteiner Reservisten, die
vor zehn Jahren die Aufgabe übernommen haben, zweimal jährlich das
Kriegsgräberfeld auf dem Idsteiner Friedhof pflegen, sind die hier hinterlassenen
Angaben mehr als nur Namen und Zahlen aus einer Zeit, die schon viele
Jahrzehnte zurückliegt.
Schon seit einiger Zeit beschäftigt
sich Jörg Fried mit Recherchen über einige Verstorbene - und erlebte dabei
auch Überraschungen. "Häufig liegen hier, an der Grabsteinplatte des
Obergefreiten Herbert Palme, geboren 1911 und gestorben 1945, Blumen - und
heute lag sogar dieses Herz aus weißem Stein hier", erzählt Fried und hält
das Steinherz hoch. "Opa Herbert" steht auf der Unterseite. Diese
Erinnerung einer Enkelin ist es, die Jörg Fried und den Vorsitzende Sven
Abschinski besonders anrührt. "Beim Säubern der Platten von Moos, Gras und
Laub macht man sich schon seine Gedanken darüber, was der Tote für ein Mensch
war und ob Angehörige vorhanden sind", sagt Fried, der gemeinsam mit
Karl-Heinz Schmidt vom Geschichtsverein und Archivar der evangelischen Kirche
Idstein Fried nach Angehörigen der toten Soldaten recherchierte.
Auf dem Friedhof sind nicht nur
Idsteiner begraben, sondern auch jene, die in den Lazaretten im Schloss oder
Kalmenhof gestorben sind und fern der Heimat waren. So hatte Fried einen Neffen
eines verstorbenen Soldaten in der Nähe von Stadtroda ausfindig gemacht und
Kontakt mit ihm aufgenommen. "Der Neffe war überrascht. Weinend erzählte er
vom Verstorbenen und auch, dass er damals nicht ausreisen und Abschied von dem
geliebten Onkel nehmen durfte."
Dies sind Momente, die Fried und
Abschinski festhalten wollen - Erfahrungen, dass die Toten nicht vergessen
wurden. "Die Soldaten hatten keine Chance, sie wurden im totalitären
Regime verheizt und solche Orte sollen als Mahnmal erhalten werden",
erklärt Sven Abschinski.
"Jüngstes der hier begrabenen
Zivilopfer ist ein fünfjähriges Mädchen, das - wie ich herausfand
- auf dem Heimweg vom Verwandtenbesuch mit der Mutter am Wiesbadener
Bahnhof 1943 beim schlimmsten Bombenangriff ums Leben kam", weiß Fried.
Durch den Volksbund hatten die
Idsteiner Reservisten diverse Einsätze im In- und Ausland, pflegten auch einen
russischen Friedhof und besuchten die Schlachtfelder von Verdun. "Die
verheerenden Auswirkungen des Krieges wurden uns beim Anblick der 45 000 Kreuze
versinnbildlicht. Deutsche, Amerikaner und Franzosen liegen dort
begraben", berichtet Abschinski nachdenklich und fügt hinzu: "Diese
Bilder gehen unter die Haut."
Die Reservisten möchten die Menschen
mit ihrer Arbeit zum Nachdenken bewegen und ausrufen: "Es gibt so etwas
auch hier! Schaut Euch an, was hier für Menschen liegen. Junge Soldaten und
Familienväter, sie alle sind bestimmt nicht jubelnd in den Tod gelaufen!"
An der Friedhofsmauer steht:
"An den Gräbern in der Heimat gedenken wir jener, die in fremder Erde
ruhen 1914 - 1918 + 1939 - 1945". Die Idsteiner Reservistenkameradschaft
wünscht sich eine Plakette auf dem Friedhof, auf der an die Bundeswehrsoldaten
erinnert wird, die in Ausübung ihrer Pflicht, ihr Leben im Krieg verloren
haben.
"Wir sind keine Freizeitrambos,
sondern stehen immer zu den dienenden Soldaten und wollen die Erinnerung an
diejenigen erhalten, die im Krieg ihr Leben so sinnlos verloren haben."